JÜNGER, Brief des Schriftstellers Ernst Jünger an den Verleger und Freund Wolf J…

JÜNGER, Brief des Schriftstellers Ernst Jünger an den Verleger und Freund Wolf J

Jünger, Ernst / Siedler, Wolf Jobst. – JÜNGER, Ernst: Brief des Schriftstellers Ernst Jünger an den Verleger und Freund Wolf Jobst Siedler. (Handschriftlicher Original-Brief auf fünf Seiten zu Siedlers 60. Geburtstag 1986). Wilflingen. 1986. (ca. 29,5 x 21 cm). 5 S. (Handschrift). Original-Brief auf gelbem Papier, handgeschrieben mit schwarzer Tinte, mit Datierung und handschriftlicher Signatur. Seiten an der linken Kante zur Begradigung beschnitten, Siedler hatte den Brief zusammen mit anderen wertvollen Stücken binden lassen, sehr gut erhalten.

Jüngers Brief richtete sich an den für die alte BRD überaus bedeutenden Verleger Wolf Jobst Siedler. Siedler war seit Anfang der 1960er Jahre als konservativ-kritischer Journalist, Essayist und Verleger in Westberlin tätig. Insbesondere seine verlegerische Tätigkeit im Siedler Verlag machte ihn für viele Menschen in der BRD zu einem bedeutenden Zeitgenossen. Im Januar 1986 feierte Siedler seinen 60. Geburtstag, mit Würdigungen in allen wichtigen Medien der westdeutschen Öffentlichkeit. Der Brief wurde von Jünger im Umfeld dieses Jubiläums verfasst, geht jedoch deutlich darüber hinaus. Der Brief wurde handschriftlich geschrieben und umfasst insgesamt 5 Seiten im Format A4. Er ist auf den 15. Januar 1986 datiert und trägt im Briefkopf Name und Anschrift des Verfassers (D-7945 Langenenslingen 1, Wilflingen). Jünger schrieb dem deutlich jüngeren Freund einen überaus persönlichen Brief zu dessen Geburtstag. Statt seinen Brief mit Glückwünschen zu beginnen schreibt er zum Jubiläum Siedlers über das Altern: “Wie die Zeit vergeht – das spüre ich weniger am eigenen Altern, als durch die Jubiläen der Freunde und Gefährten, besonders, wenn ich sie schon in ihrer Jugend gekannt habe. Sie behalten diese Jugend in meiner Vorstellung.” In den folgenden zwei Absätzen erinnert Jünger den Grund ihrer ersten Begegnung. Jüngers Sohn Ernst war mit dem späteren Verleger Wolf Jobst Siedler inhaftiert worden. Jünger schreibt: “Damals, am 12. Februar 1944, erreichte mich in Paris ein nächtlicher Anruf des Kaplans Ronneberger: mein Sohn Ernst sei wegen aufrührerischer Reden im Gefängnis Wilhelmshaven, zusammen mit einem jungen Kameraden – dieser Freund und Kamerad waren Sie. […] Daß es uns damals mit gutem Beistand gelungen ist, das Ärgste von Ihnen beiden abzuwenden, wurde mir erst allmählich und nach vielen Jahren bewußt. Daß Ernstel dennoch heute unter den Gratulanten fehlt, bleibt Ihnen wie mir ein nicht heilender Verlust.” Später formuliert Jünger einiges Lob für den Verleger, wenn er schreibt: “Ein großer Geburtstag, soweit er über das Familiäre hinausreicht, setzt voraus, daß sich der Jubiliar einen Namen gemacht hat, und das ist Ihnen geglückt. Für ihren guten Stern spricht, daß ihr väterliches Haus inmitten des Unheils, während dessen ich zum ersten Male in ihm weilte, unzerstört geblieben ist, Das hat mich gerührt, als ich es im vorigen Jahre nach so langer Zeit wieder betrat.” Auch seine Verehrung für die schriftstellerische Leistung Siedlers hat Jünger im Brief über Umwege formuliert. Er schrieb an den einunddreißig Jahre jüngeren Freund: “Ich sollte nun meinen Dank auch als Leser begründen, doch der Rahmen eines Geburtstagsbriefes ist begrenzt. Desgleichen will ich, da ich der Angesprochene war, mich auf Dank beschränken für die bisherige Krönung unserer Freundschaft: Ihre Laudatio anläßlich der Verleihung des Goethe-Preises an mich in der Frankfurter Paulskirche. Das war keine leichte Aufgabe […]”. Ernst Jünger und der Verleger Wolf Jobst Siedler waren auch über gemeinsame Buchprojekte (Bäume. Essays, Gedichte und Bilder / Propyläen 1977) hinaus einander verbunden. Der junge Siedler war ein Freund des Sohnes von Ernst Jünger (″Ernstel”, siehe Brief). Dieser starb in den letzten Zügen des Zweiten Weltkriegs mit gerade 17-18 Jahren. Der Verleger Siedler war also seit den 1940er Jahren mit der ganzen Familie Jünger verbunden und lebende Verbindung zum gefallenen Sohn. Sehr persönlicher und gehaltvoller Brief des Schriftstellers Ernst Jünger an den Freund und Verleger Wolf Jobst Siedler, hier in der vollen Handschrift Jüngers!

EUR 1.800,--